»Ich würde dich gerne vermissen, weißt du.«
Immer wieder huschen meine Augen diese paar Worte entlang, immer wieder brechen sie mir irgendwie das Herz. Ich fühle mich taub, starre ins Leere. Ab und zu weine ich kurz, habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, aber dann gewinnt das Taubheitsgefühl wieder. Der Vorgang passiert ein paar Mal. Ich weiß nicht mal, warum ich weine. Vielleicht, weil Souli mich aus ihrem Leben verbannt hat, für immer, endgültig. Vielleicht, weil sie mir deutlich gesagt hat, dass sie mich nie wieder in ihrem Leben haben will, mit zwei einfachen Worten: »Antworte nicht.« Vielleicht, weil ich nicht loslassen und abschließen kann, mich immer wieder an Vergangenes klammere. Vielleicht, weil ich in den fast zwei Souli-freien Jahren immer noch fest daran glaubte, dass wir trotz des Kontaktabbruches Seelenverwandte seien. Vielleicht, weil ich plötzlich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr komplett bin. Ich habe nie an Sätze wie "Du füllst mich aus", "Du machst mich komplett", "Durch dich fühle ich mich ganz", "Du bist meine bessere Hälfte" geglaubt, aber als meine Augen die Worte Ich würde dich gerne vermissen, weißt du treffen und mein Gehirn diese verarbeitet, auseinandergenommen, zusammengesetzt und schließlich analysiert hat, habe ich das Gefühl, dass ein riesiger Teil plötzlich verschwunden ist. Es ist nicht dieses Gefühl von langsamen Absterben, nicht dieses Gefühl, wenn das Herz bricht. Es ist ein Gefühl, dass einem für einen Moment den Atem raubt, einen für einen Moment schwindelig werden und einen schließlich verwirrt, zerrissen, traurig, wütend, einsam und verletzt zurückbleiben lässt. Dieses Gefühl überkommt mich immer wieder, immer wieder will ich schreien und mit irgendjemandem darüber reden, aber ich kann nicht. C. wirkt zurzeit nicht so, als ob sie groß reden wollte, egal, ob es wichtig ist oder nicht. Z. kann ich im Moment auch total vergessen. Als mir die Seite anzeigte, dass ich eine neue Nachricht erhalten hatte, hatte ich zu Zittern begonnen, war hin- und hergerissen zwischen sofort Öffnen und mich für ein paar Tage besinnen, ob ich die Nachricht wirklich lesen wollte, war den Tränen nahe und habe dann Z. eine Sprachnachricht auf WhatsApp geschickt, obwohl ich das eigentlich nicht wollte, immerhin scheint sie in letzter Zeit seeeeehr viel Zeit für sich zu brauchen. Die Sprachnachricht hat sie eiskalt ignoriert und sich lieber ihrem selbstgemachten Kraftklub-T-Shirt zugewendet, zu dem ich etwas sagen sollte. Meinen Eltern müsste ich die komplette Geschichte erzählen und das will ich nicht.
Also sitze ich hier, kämpfe gegen die Taubheit an, versuche, die Wellen der "Anfälle", die ich habe, wenn ich wieder an ihre Worte denke, zurückzudrängen und schweige. Natürlich, ich blogge gerade darüber, aber es aufzuschreiben und es auszusprechen ist ein Unterschied.
Immer wieder ihre Worte in meinem Kopf, so laut, dass sie mich sicherlich eines Tages umbringen werden. Und immer wieder der Gedanke: Ich bin es nicht mal wert, vermisst zu werden. Natürlich hatte Souli ihre Gründe, diese hat sie mir auch genannt und sie ergeben alle Sinn. Aber darf man denn niemanden mehr aus dieser Zeit vermissen, nur, weil man mit eben genau dieser Zeit abgeschlossen hat? Immer wieder diese Frage und dieser schwere, schwarze Gedanke, dass ich nicht mal wertvoll genug bin, vermisst zu werden. Immer wieder...

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