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Montag, 26. Mai 2014

Es ist meine Entscheidung.

37.9 - Das ist die Zahl, die mir entgegen springt, als ich beim Arzt auf der Waage stehe. Für einen Moment wird mir übel, dann wird mir allerdings klar, dass das ja eigentlich nur Wasser und Essen ist. Mehr nicht. Trotzdem kommt es mir unglaublich viel vor. So nah an der verhassten 38. Die Frau, deren Namen ich nicht kenne, bringt die Waage wieder weg und verabschiedet sich mit den Worten, dass die Ärztin gleich kommen würde.
Das erste, was ich denke, als ich die Ärztin sehe, ist: Ob sie magersüchtig war? Nur, weil du so krank bist, bedeutet das nicht, dass das jeder ist. Ist ja ekelhaft. Da hat die Stimme recht, ausnahmsweise mal, also schiebe ich den Gedanken schnell beiseite. Die Ärztin redet ein bisschen mit mir über die Schule, Freunde. Ihre Stimme ist unglaublich laut - am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten, weil mir ihre Stimme einfach viel zu laut und sich nicht gut mit meinen Kopfschmerzen verträgt - zwischendrin habe ich das Gefühl, dass sie immer wieder für ein oder zwei Minuten lauter wird, vielleicht, weil ich so unglaublich müde aussehe und sie mich wachhalten will, dann fragt sie: "Und bist du zufrieden mit dir?" Kurzes Zögern, dann Kopfschütteln. Sie wirft einen Blick auf den Fragebogen, ehe sie mit einem "Dir macht dein Gewicht zu schaffen, oder?" fortfährt, was ich bestätige. Sie sagt, dass das, was ich aufgeschrieben habe, in Richtung Essstörung geht und nach ein paar weiteren Fragen sagt sie: "Also...ich war früher auch mal essgestört" - Ich wusste es! - "und...". Sie erzählt mir eine Menge über ambulante Therapie und darüber, wie Kliniken das handhaben. Sie gesteht, dass sie mit den Methoden der Kliniken in unserem Umkreis eher weniger einverstanden ist und - was mir besonders gefällt - sagt, dass sie, da sie ja selbst essgestört war und weiß, wie das läuft, das ganze ein bisschen lockerer sieht, sie also vollkommen damit zufrieden würde, wenn ich mein Gewicht halten würde. Anschließend erwähnt sie, dass man - wenn ich denn überhaupt stationär behandelt werden möchte - mich wahrscheinlich eher nicht in eine Klinik für Essstörungen stecken sollte, da ich mich - soweit sie das herausgehört hat - sehr an anderen orientiere, mir vieles abgucke und so vielleicht noch tiefer mit reingezogen werde.
Anschließend spricht sie (in meiner Anwesenheit) mit meiner Mutter, zwischendrin bin ich kurz davor, einfach loszuheulen, aber ich reiße mich zusammen. Meine Mutter selbst wirkt eher gelassen. Sie regt sich nicht auf, sagt, dass sie mich nicht zum Essen zwingen will und all das.
Nachdem wir draußen sind, meint sie: "Alles okay?" Nicken. Tränen bekämpfen. "Schatz, das ist doch nicht schlimm. Also, schlimm ist es schon, aber ich schimpf ja nicht mit dir oder so. Du kannst nichts dafür." Ist es seltsam, dass ich dabei an Jacki und ihren "Vater" denken musste...? Ich nicke wieder nur, dann kommen doch ein, zwei Tränen. Eine Umarmung folgt, anschließend fragt meine Mutter, ob ich mir schon mal den Finger in den Hals gesteckt hätte. "Nein." "Gut.", ist ihre Entgegnung, dann fährt sie los.
Sie hat meinem Vater davon erzählt, ansonsten niemandem. Es ist meine Entscheidung, wer davon erfährt (Sie selbst trägt die Verantwortung, hat die Ärztin gesagt und dafür bin ich ihr dankbar), aber meine Mutter meinte, dass meine Schwester vielleicht zufällig davon erfährt, ich ihr aber auch davon erzählen kann, wenn ich will. Es ist meine Entscheidung und das tut gut.

Es ist seltsam, dumm, vielleicht etwas krankhaft, das weiß ich, aber irgendwie habe ich die Kontrolle. Nicht über mich, meinen Körper. Aber über mein Geheimnis und irgendwie gefällt mir das. Diese Kontrolle.

Eure Blogs werde ich später/morgen/die folgenden Tage lesen, hab ja die letzten Tage wieder ein bisschen Pause eingelegt, was auch teilweise am Schulstress lag.

2 Kommentare:

  1. Hey Liebes <3
    Irgendwie spinnt mein Laptop, denn das Kommentar, was ich geschrieben hab, wurde glaub ich wieder gelöscht.
    Es freut mich unheimlich, dass du die Kraft hattest so ehrlich zu sein! Wirklich, das ist sehr stark von dir, ich bin stolz auf dich!
    Ich finde die Reaktion deiner Mama gut, denn offentsichtlich will sie dich ohne Druck unterstützen (was meine z. B. gar nicht konnte, die hat mir anfangs nur Vorwürfe und Druch gemacht).
    Auch, dass deine Ärztin dir so helfen will und dich versteht find ich sehr gut und ich hoffe, dass du nun jede Hilfe annimmst, die dir geboten wird. Du bist stark, ich weiß du schaffst das! Wie viel isst du denn am Tag durchschnittlich? Und wie viel Sport? Nur so reines Interesse, damit ich weiß wie dein "Stand" zur Zeit ist.
    Ich wünsch, nein ich schicke dir alles Liebe und ganz viel Kraft! <3

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  2. Fühlst du dich denn jetzt nicht besser? Nachdem alles raus ist?
    Das ist doch bestimmt eine wahnsinnige Erleichterung, oder?

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