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Aktueller BMI: 17,x
1,56 cm
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Mittwoch, 5. Februar 2014
Traurig
Kein Frühstück. Das ist gut. Meine Schwester hat Geburtstag und wieder einmal frühstücke ich nicht. Ich überlege, es mal nach langer Zeit wieder zu tun, aber ich will nicht. Ich habe Angst, in der Schule kein Hungergefühl zu haben und/oder ich wieder anfange zu essen. Der erste Biss am Tag ist der schlimmste. Danach habe ich immer den Drang, zu essen, auch, wenn ich keinen Hunger habe. Also habe ich es gelassen. Und es war besser so.
In der Schule...Nun, da gibt es ein Mädchen, K., sie ist angeblich in einen Jungen "verliebt" (welcher an der Nachbarschule ist), der sie nicht kennt. Ich erzähle L., dass der Typ letztens ca. 50m an ihr vorbei lief und sie vollkommen ausrastete und immer wieder "OH MEIN GOTT ER RIECHT SOOOOO GUT" sagte.
L. fängt an, zu lachen und dann meine ich: "Ich könnte der 'n halben Roman erzählen, was ich alles so mit dem Typen, in den ich verliebt bin, erlebt..." "Du bist verliebt?", fragt sie erstaunt. "Ja, schon über 'n Jahr.", sage ich und reiße mich zusammen, nicht heulend loszulachen. "Geht der hier an die Schule oder ist der drüben?" (Mit 'Drüben' ist die Nachbarschule gemeint.) "Er studiert.", sage ich und schäme mich irgendwie dafür. L. lacht und lacht. "Aber der war hier an der Schule", füge ich hinzu und kann mir das Lächeln nicht verkneifen. Es geht einfach nicht anders. Es ist ein trauriges Lächeln, weil ich daran denke, dass ich ihn abends sehen werde. L. beruhigt sich wieder. Es klingelt. Wir sprechen den ganzen Tag nicht mehr darüber. Das ist gut so, ich will nicht über ihn reden. Nicht heute. Heute ist kein guter Tag. Vor allem nicht, wenn es um M. geht. Es hat schon lange nicht mehr so weh getan.
Religion. Wir reden über's Fasten. Wir kommen kurz auf das Thema Magersucht. "Was ist das Gegenteil von extremen Übergewicht? Also, so schlimm, dass der Arzt sagt, dass man abnehmen muss?" Ich melde mich, sage: "Magersucht oder Bulimie." Mein Ton ist kalt. Normalerweise wird meine Antwort gegen Ende höher, wenn auch nur leicht, vielleicht bekommen die anderen das gar nicht mit. Aber bei diesen drei Worten bleibe ich monoton, kalt. Wir reden über's Heilfasten. Das ist perfekt! Sag deiner Mutter, du willst heilfasten! Dann kannst du hungern, ohne, dass es auffällt. Los!, schreit Ana. Keine schlechte Idee. Eigentlich. Aber...nein. Der Lehrer meint plötzlich: "Das ist in eurem Alter auch dringlichst abzuraten. Außer natürlich, der Arzt sagt sowas, weil ihr extrem übergewichtig seid. Aber wenn ich mich so umgucke...Nee, bei euch müsste jetzt keiner groß herrlich abnehmen" Automatisch krallen sich meine Finger in meinen Bauch, vergraben sich ins Fett. Die restliche Stunde über bin ich still. Ich will nicht reden.
Bio. S. sitzt neben mir. "Hast du eigentlich zugenommen?", fragt sie. "Ja...Seit gestern...", ich zögere, tue, als würde ich nachrechnen, ich will es nicht aussprechen, denn dann bedeutet es, dass es wirklich so ist. "200 Gramm", beende ich meinen Satz. S. sieht mich an und meint: "Ist doch gut?" Ich will sie anschreien. Die anderen sind auch verständnislos, wenn ich ihnen sage, dass ich zugenommen habe und dabei unglücklich aussehe. Aber sie sind irgendwie erleichtert.
Früher hätte mein Kopf gesagt: Sie sind erleichtert, dass es dir schlecht geht, siehst du das? Aber inzwischen habe ich das in den Griff bekommen.
Ich kann inzwischen nachvollziehen, dass sie erleichtert sind. Jedes Gramm mehr bedeutet, dass mein Körper weniger kaputt geht, oder? Aber S...S. scheint sich dumm zu stellen. Ich will sie anschreien und sie fragen, warum sie so blöd ist.
Die ganze Stunde lang überlege ich mir einen Vergleich, um ihr klar zu machen, wie es sich anfühlt, wenn man auf der Waage steht und das Gewicht sieht. Wie schrecklich es ist, zugenommen zu haben. Ich habe einen gefunden (in Form von Noten - je höher die Note, desto schlechter. So ist es ja auch mit dem Gewicht.), konnte ihn ihr aber noch nicht zeigen. Das werde ich noch tun. Irgendwann.
Ich habe heute Spaghetti gegessen, zu Mittag. 70 kcal. Ich habe nicht vor, noch mehr zu essen, ich habe auch keinen Hunger. Aber dann...ich bin heute so traurig. So unendlich traurig, ich weiß nicht mal, warum. Aus lauter Frust esse ich ein paar Löffel Nutella. Pur. 82 kcal. Vielleicht weniger. Wenn es weniger sind, ist das okay. Sogar besser. Aber nun ja. Ich habe Angst, M. zu sehen, denke immer wieder an das Gespräch in der Schule, rufe mir jede einzelne Berührung mit ihm ins Gedächtnis, spüre sie immer noch. Ich habe Tränen in den Augen, als ich daran denke, wie er mir damals mit seinen Fingern in die Seite gestochen hat. Das war die wohl "intimste" Berührung bisher. Diese Erinnerung tut am meisten weh, vor allem, weil das das einzige Treffen war, nachdem ich so vollkommen benebelt vor Glück war, dass ich mich sogar für seine Freundin gefreut habe. Ja.
M. ist nicht da. "Der sitzt daheim und lernt...angeblich", sagt sein Freund und Nachbar P. "Oder er skypet mit seiner Freundin." Er lacht. Das war's. Nein. Wie kann er das nur sagen? Und dabei lachen? Ich will weinen, schreien, gehen. Ich will weg. Alles in mir tobt. Aber ich bleibe ruhig. Lächle. Tu so, als wäre alles okay. Nein, es tut nicht weh, mir vorzustellen, wie er seine Freundin anstrahlt und ihr lachend "I love you, babe" sagt. Warum sollte es auch wehtun? Oh ja, richtig. Da waren ja Gefühle. Ups, wie konnte ich das nur vergessen. Meine Gedanken triefen vor Sarkasmus, um mich vor einem Zusammenbruch zu schützen. Es klappt. Sollte ich mir merken.
Jetzt sitze ich hier und habe zwar keinen Hunger, stehe aber wieder vor'm Frustfressen.
Ich habe Halsschmerzen, das wird meine morgige Ausrede sein. Dann muss ich allerhöchstens Suppe essen und die hat ja wenige Kalorien.
Mir wird gerade bewusst, wie grausam ich zu meinem Körper bin. Er liebt mich. Er sorgt dafür, dass ich nicht an 'ner Erkältung sterbe und repariert gebrochene Knochen. Und was mach ich? Hasse ihn. Quäle ihn. Ich würde ja versuchen, wieder gesund zu leben, aber dazu habe ich zurzeit wahrscheinlich keine Kraft.
Der Tag ist deprimierend. Und das bin ich auch. Traurig. Fertig. Müde.
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Ich bin gerade zufällig auf deiner Seite gelandet. Wir haben fast die gleiche Größe, und obwohl ich es nicht tun sollte, beneide ich dich um dein Gewicht. Wie viel Arbeit und Disziplin darin stecken muss.
AntwortenLöschenTrotzdem macht es mir auch ein wenig Angst. Wie geht es dir körperlich damit? Du musst doch total erschöpft sein.
Könntest du dir vorstellen, eine Therapie zu machen? Wenn du dich stationär noch nicht traust bzw. noch nicht willst, wäre vielleicht eine ambulante Therapie was für dich, da hast du mehr Spielraum und wirst zu nichts gezwungen (Entschuldige diesen Satz, wenn du schon eine Therapie machst. Bin ja nicht so wirklich im Bilde bei dir ...).
Ich hoffe, du hast den Tag noch einigermaßen gut überstanden und startest gut in den Donnerstag.
Liebe Grüße
Calla
Oh, hallo. Beneiden solltest du mich wirklich nicht. Und überhaupt, hatte ich "Glück", ich bin eine Frühgeburt, hab bei meiner Geburt 550 Gramm gewogen und bon mein Leben lang schon untergewichtig. Aber gerade deshalb nehme ich eher langsam ab und stecke in gewisser Weise wochenlang in einem bestimmten Gewichtsbereich (zurzeit 35-36kg) fest.
LöschenKörperlich geht es mir recht gut. Ich friere, seit ca. 3 Monaten verliere ich stetig mehr Haare und langsam fangen meine Nägel an, brüchig zu werden. Mehr ist bisher nicht passiert, es könnte mir schlechter gehen.
Über eine Therapie habe ich schon mehrmals kurzweilig nachgedacht, habe den Gedanken aber jedes Mal wieder verworfen, da ich dann alles meinen Eltern erzählen müsste und ich vor Gesprächen solcher Art sehr große Angst habe. Davon abgesehen würde ich gerne über längere Zeit bei 35kg (oder drunter) bleiben und zurzeit sieht das eher schlecht aus.
Ich bin leider krank geworden, aber das übersteh ich schon irgendwie. Danke für deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Du klingst so fertig liebes :(
AntwortenLöschenUnd am wochenende wird es durch den geburtstag sicher auch nicht besser.. Du musst mal wieder kraft tanken <3
Was denkst du eigentlich über refeed?
<3
Danke Liebes. <3 Na ja, ich bin krank...vielleicht muss ich morgen nicht in die Schule und dann könnte am Samstag sagen, dass ich immer noch nicht hundertprozentig gesund bin, was wahrscheinlich sogar so sein wird.
AntwortenLöschenIch hab mich mal über Refeed informiert, hat sich anfangs gut angehört, aber mir wäre das zu stressig und kompliziert. Hört sich trotzdem sinnvoll an.