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Sonntag, 9. März 2014

Viele Fragen


09.03.14

Gewicht: 37,4
BMI: 15,4
Eingenommene Kalorien: 310
Verbrannte Kalorien: 762
Restliche Kalorien: 0

Calla hat mir viele Fragen gestellt, die ich nicht in einem Kommentar, sondern in einem Post beantworten wollte.

Darf ich dich fragen, wie du dich danach gefühlt hast? Hast du dich darüber gefreut? Warst du erschrocken, dass man dir dein Gewicht anscheinend ansieht und du ganz sicher nicht mal annähernd "dick" bist? Dass du dich irrst mit deiner Wahrnehmung?

Wie geht es dir eigentlich sonst so? Genießt du das Wetter, gehst du mit deinen Freunden weg, hast du Spaß? 


(Die ersten Fragen beziehen sich auf das "Ist die magersüchtig?"-Erlebnis.) Wie ich mich gefühlt habe? Ertappt. In gewisser Weise hat es mich gefreut, dass man mir ansieht, dass ich nicht normalgewichtig bin, dass ich (angeblich) dünn bin, dass ich Erfolg hatte/habe. Ich hab gleichzeitig Angst bekommen. Bin ich schon so abgemagert, dass man mir das sofort ansieht?! Ich habe Angst bekommen, dass meine Mutter das gehört hat und vielleicht nachfragt. Aber ich hab dann leise in mich reingelächelt.  
Schon in der fünften/sechsten haben mich meine damaligen Klassenkameraden als "magersüchtiges Pickelgesicht" bezeichnet. Ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass ich normal esse und das Ganze sogar nochmal schön demonstriert. Ich erinnere mich daran, wie einer sagte: "Du gehst das bestimmt wieder auskotzen!" und nachdem ich sagte, dass ich fast nie aufs Klo in der Schule gehe, folgte ein "Machste bestimmt zuhause!" "Gott, bist du dumm? Ich glaub nicht, dass die das solange aushalten", war meine Antwort. Meine Klasse dachte allerdings nun umso mehr, dass ich magersüchtig/bulimiekrank sei - was ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht war.
Und wenn das damals schon gedacht wurde, war es vielleicht genauso? Selbst wenn meine Mutter es gehört haben sollte, hätte sie es wahrscheinlich als Irrtum/Unwissenheit/was auch immer abgetan.
Ich habe den ganzen Tag und die halbe Nacht (die andere Hälfte hab ich verschlafen, haha) darüber nachgedacht, immer wieder kreisten sich - zusammen mit Kalorien, Essen, Gewicht und schlechtem Gewissen - meine Gedanken darum und das Ganze ging mir so auf die Nerven, dass ich mich - mal wieder - vor den Spiegel gestellt habe. Du hast gegessen, natürlich ist der Bauch da ein bisschen dicker. Versuchte ich, mich zu beruhigen. Trotzdem wiegst du 37 kg! Es war ein ständiges Hin und Her, ein Gedankenkampf, wenn man es so nennen will. Ich hab immer noch keine Ahnung, ob ich mich in meiner Wahrnehmung irre. Manchmal ist da eine kleine, leise, hauchende Stimme, die mich davon überzeugen will, dass ich schon (zu) dünn bin, aber die Krankheit übertönt sie und so kommt die Vernunft (ich glaube zumindest, dass ich die Vernunft ist) so gut wie nie zu Wort, selbst, wenn ich mich darauf konzentriere. In solchen Momenten bereue ich so viel. Das Hungern, das Helfen, das Leichtsinnigsein, das Naivsein, das Leichtbeeinflussbarsein, das Schwachsein, das Starksein, all das bereue ich. Ich bereue sogar Dinge, die ich nicht bereuen muss. Manchmal bereue ich, in die Schule zu gehen, dabei muss ich doch der Schulpflicht gehen. Ich bereue, nur rumzusitzen, weil ich so müde. Ich bereue, so lange zu schlafen. Ich bereue, zu duschen, wie viel und was ich doch dabei alles verpasse! Wie viel Zeit ich wohl vergeude! Aber ich schweife vom Thema ab.


Wie es mir sonst so geht? Gut, schätze ich. Ich hab zugenommen, habe Kopfschmerzen, bin müde, aber ich habe Hunger. Und morgen ist Schule. Normalerweise freue ich mich auf die Schule, aber diese Woche kam mir so unendlich lang vor und vor allem so...voller nicht vorhandener Disziplin. Ich habe zugenommen in den Ferien, aber jetzt hab ich schon und kann "ungestört" wieder abnehmen. Der Hund meiner Tante, den wir dreimal die Woche haben, kommt diese Woche zwar nicht zu uns, weil meine Tante Urlaub hat, aber das macht nichts. Ich kann ja trotzdem spazieren gehen, oder? Im Großen und Ganzen geht es mir gut. Zugegeben, mir geht es nur halbwegs gut, aber wenn ich sage, dass es mir gut geht, wird es mir irgendwann wirklich gut gehen. Dann schaff ich es vielleicht, von ganz allein zu erkennen, was richtig und was falsch ist. Immerhin arbeite ich daran, positiv zu denken.
Ich würde gerne das Wetter genießen und rausgehen. Aber mir ist so kalt. Ich muss in "luftigeren" Sachen raus und mir einen abfrieren, nur, damit es meinen Eltern nicht auffällt. Wie heißt es doch so schön? Wer schön sein will, muss leiden. 

Mit Freunden würde ich gerne rausgehen, aber die sind in den Ferien alle weg. Das heißt: Die wenigen Freunde, mit denen ich wegkönnte (weil sie nicht gefühlte tausend Kilometer weit weg wohnen), sind im Urlaub. Und mit den anderen Freunden, die eben verstreut in ganz Deutschland leben, kann ich nur schreiben, aber das tue ich ja sowieso immer. Mit ein, zwei Leuten könnte ich mal wieder skypen, wenn dein mein Skype funktionieren würde. 
Spaß habe ich trotzdem. Ich höre Musik, versuche, schmerzhafte Erinnerungen zu bekämpfen, mache Sport und lerne Kalorien auswendig. Hört sich vielleicht nicht wirklich spaßig an, aber es gibt wesentlich schlimmeres. Außerdem hat Kalorien auswendig lernen den Vorteil, dass man sich nicht ständig verschätzt (ich weiß noch, wie ich im Sommerurlaub - in dem ich mich erfolglos einen Tag lang am Hungern versucht habe - einmal essen war und in das "Kalorienbuch", das ich führen wollte, schrieb, dass wir essen gegangen seien und ich "mind. 3000 kcal!" gegessen hatte.), dass man auch Essen, bei dem man nicht die Möglichkeit hat, einfach auf die Kalorienanzahl zu schauen (wie zum Beispiel in der Mensa), essen kann, weil man die Kalorienanzahl kennt und sich nicht verrückt machen muss. Oder doch, je nachdem, was man isst. Verurteilt mich ruhig dafür, dass ich die Kalorien so voller Freude auswendig lerne, es ist mir egal, man muss das Ganze positiv sehen: Seitdem ich das mache, kann ich mir Vokabeln viel besser merken.

Es gibt wahnsinnig viele Dinge, die ich nicht mehr einschätzen kann. Esse ich zu viel? Esse ich zu wenig? Bin ich zu warm angezogen? Oder zu luftig? Fällt es auf, wie viel esse? Dass es zu viel ist? Oder dass die Portion vielleicht zu klein ist? Wie kommt es rüber, dass ich zu warm angezogen bin? Oder zu kühl? Ich kann nicht einschätzen, ob ich zu kühl angezogen bin, immerhin friere ich immer. Das ist wirklich anstrengend. Sehr sogar.

Heute haben wir gegrillt und da ich zurzeit kein Fleisch esse (Ich muss bei einem Schulprojekt über Massentierhaltung mitmachen und wer darf die Videos raussuchen? Richtig, ich.), gab es für mich Rosmarinkartoffeln. Ich wollte eigentlich keine Butter nehmen, weil ich schon lange keine Butter mehr esse (zumindest nicht auf Brot oder so), aber ohne Butter hat das nicht geschmeckt und dann musste ich doch welche nehmen. Ich hab so ein schlechtes Gewissen.

(In diesem Part befinden sich viele "und", wenn euch sowas stört, überlest sie einfach und stellt den Satz um, ich bin gerade ziemlich durcheinander und lege dann einen grausamen Schreibstil an den Tag.)
Vorhin bin ich eingeschlafen und hatte einen Traum, der total realistisch war und mir Angst gemacht hat:
Ich war in der Schule und S. kommt auf mich zu, fragt, wie die Ferien waren, ob ich zugenommen habe. Anstatt zu sagen: Die Ferien waren ganz okay, bis auf die Tatsachen, dass ich jetzt über 37 Kilo wiege und zum ersten Mal in meinem Leben einen Fressanfall hatte. Aber ansonsten war's gut. Ich meine, ich hasse mich zwar gerade total, aber hey, mir geht's wunderbar. Habe ich sie angeschrien: "Hör auf. Hör auf, okay!? Halt einfach die Fresse. Ich könnte dir erzählen, wie die Ferien waren, wie es um mein Scheißgewicht steht, aber du wirst dann nur, hohl wie du bist, ein dummes "Ist doch gut?" von dir geben. Es ist nicht gut, klar? Oder ist es etwa gut, auf der Waage zu stehen, zu sehen, dass man zugenommen hat - und wenn es nur fucking 100 Gramm sind - und man sich hasst, Tränen in den Augen hat, schreien und nicht in die Schule will, weil man sich zu fett fühlt? Ist das gut? Ist es gut, wenn man heimfährt, die Beine weh tun und man das Gefühl hat, noch nie so kraftlos gewesen zu sein? Ist es gut, wenn man während dieser quälenden Fahrt auf dem Fahrrad ans Essen denkt und Angst bekommt? Ist es gut, dass man so müde und verängstigt ist, dass man fast mehrere Unfälle hintereinander baut, weil man nicht mehr klar denken kann? Ist es gut, wenn man Sport treibt, immer mehr Sport und fast umkippt? Ist es gut, wenn man isst und sich hasst und dann vor lauter Verzweiflung anfängt, sich selbst auf den Hüftknochen, dem Bauch und den Rippen rumzutrommeln, die ganze Zeit auf seinen Knien und seinen Schlüsselbeinen rumdrückt, weil man Angst hat, dass sie unter dem Fett, das sich durch das Gegessene jetzt ansammelt, verschwinden werden und man sie noch ein letztes Mal fühlen will? Ist es gut, wenn man immer wieder prüft, ob Lanugohaare auf einem wachsen und man Angst hat, dass sie zu auffällig werden? Ist es gut, wenn man immer friert und man weiß, dass man wahrscheinlich auch bei 30° Grad im Schatten frieren wird, trotzdem Wollpulli, wenn man nicht aufhört, weil man nicht mehr mit dem Aufhören aufhören kann? Ist es gut, wenn man sich Dokumentationen über Magersucht ansieht, in denen Menschen in einer Klinik sitzen und mit sich kämpfen und das einzige, was man denkt, ist: "Fuck! Wenn ich Pech hab, lande ich auch in sowas, nur, weil ich zu dumm bin, um gesund zu werden." Ist es gut, dass man stundenlang Blogs liest von Gleichgesinnten und sich trotzdem alleine und unverstanden fühlt? Und dann liest man Bücher über Magersucht, teilweise wahre Geschichten und das Gefühl geht einfach nicht weg? Ist es gut, wenn man abends hungrig ins Bett geht, vom Essen träumt und gleichzeitig immer wieder Mädchen, die so dünn sind, wie man es sein will und die einen auslachen und einem immer wieder vorwerfen, dass man einfach nicht dünn sein kann, wenn man wie ein Schwein frisst, so, wie man selbst es tut? Ist es gut, wenn man morgens aufwacht und ein schlechtes Gewissen hat, weil man vom Essen träumt? Ist es gut, dass man aufsteht, der Bauch schmerzt, weil man nachts versucht hat, sich satt zu trinken, man sich aufs Klo schleppt, die Hände auf den runden, aufgeblähten Bauch gelegt, weil man ihn irgendwie verstehen will? Ist es gut, dass man anschließend voller Erleichterung dieses Wasser wieder auspinkelt und hofft, dass man sich leichter fühlt, man aber gleichzeitig Angst hat, dass immer noch ein kleiner Rest Wasser in einem drin ist, der einen schwerer macht? Ist es gut, wenn man vor der Waage steht, kurz durchatmet und sich darauf stellt, um zu erfahren, welche Laune man wahrscheinlich hat? Ist es gut, dass man sich höchstens dreimal Kontrollwiegen kann, bevor die Mutter wieder hochkommt und man sich entweder die Klamotten überstreifen und sich eine Ausrede einfallen lassen oder man mit den Klamotten in der Hand ins Zimmer hechten muss und deshalb schon am Morgen total gestresst ist? Ist es das? Nein. Nein. Nein, ist es nicht! Und deswegen wirst du nicht erfahren, wie meine Ferien waren und ob es mir gut geht und ob ich esse und ob ich abgenommen oder zugenommen habe und ob ich wieder gesund bin und wie viele Kalorien irgendwas hat, google die Scheiße selber, meine Fresse, das hab ich auch gemacht! Und wenn du keine Ahnung hast, wie das alles ist, was ich dir erzählt habe, dann halt einfach die Fresse, weil du einfach keine Ahnung hast, wie es ist, wenn man auf der Waage steht und durchdreht, weil man hundert Gramm zugenommen hat, okay?!" Während ich sie so angeschrien hab, ist meine Stimme zittrig und weinerlich geworden und kaum habe ich gerade noch so das "Okay" rausgepresst, bin ich zusammengebrochen und hab Rotz und Wasser geheult.
 Danach bin ich aufgewacht. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob dieser Traum irgendwas bedeutet und/oder warum er sich so real angefühlt hat, aber vermutlich ist das auch vollkommen irrelevant.


Ich habe Angst, dass ich morgen noch mehr wiegen werde, ich will mich nicht langsam wieder meinem Höchstgewicht nähern...
Tut mir leid, dass der Post so lang geworden ist, aber ich hab ihn geschrieben, sobald ich Callas Kommentar gelesen habe und ihn dann im Laufe des Tages erweitert/bearbeitet und ich glaube, dass ich das jetzt immer  so machen werde, damit ich auch nichts vergesse, aufzuschreiben. 

3 Kommentare:

  1. Oh weh der Traum klingt schrecklich... Hast Du denn aktuelle Bilder von dir, die du hochladen kannst? Mich würde mal interessieren wie du im Moment aussiehst. Mich wunderts dass du zunimmst obwohl du so wenig isst.

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  2. Zuallererst wieder eine Umarmung, und zwar so fest, wie es geht. Stell dir das bitte vor; ich hoffe innig, dass du dich in diesem Moment ein bisschen verstanden und getröstet fühlst. Magst du erzählen, warum du dich auch hier unter uns so alleine und unverstanden fühlst? Können wir da irgendetwas machen?
    Du sollst wissen, dass ich jeden deiner Posts lese und mir entsprechend Gedanken mache. Außerdem freue ich mich auch immer, wenn du bei mir kommentierst und schöne Worte hinterlässt. Auch wenn ich dich noch nie in Action erlebt habe und dich nur übers Internet kenne, bist du doch ab und zu in meinen Gedanken, genauso wie eine handvoll andere Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Und wenn das bei mir passiert, weiß ich, dass diese Leute einen gewissen Eindruck bei mir hinterlassen haben, dass sie mir in irgendeiner Weise ans Herz gewachsen sind. Und du gehörst zu diesen Menschen.

    Ich finde, Kalorienzählen macht einem das Leben und die Recovery viel schwerer. Es kommt doch darauf an, dass man sich satt isst und so wieder zu einem gesunden Hunger- und Sättigungsgefühl kommt. Nicht, dass man bei einer bestimmte Kalorienzahl aufhört zu essen, weil sie einem so hoch erscheint, und nicht, weil man bereits satt ist. Das habe ich auch erst lernen und verstehen müssen, davor habe ich penibel auf jede einzelne Kalorie geachtet. Ich wünsche dir, dass du davon bald "wegkommst". Auch wenn es jetzt vielleicht als etwas Sicheres erscheint, legt man sich damit eigentlich eine Schlinge um den Hals, denn so kann man nicht gesund werden.

    Als ich deinen Post über den Traum gelesen habe, bin ich echt nachdenklich und auch ein bisschen traurig geworden. Was für eine beschissene Krankheit das doch ist! Dass sie so jungen Menschen wie dir die Jugend und die Lebenslust raubt, dass sie schon so sehr mit einem verwoben ist, dass man davon träumt, und dass sie einem letztendlich das Leben kosten kann! Was für ein kranker Scheiß ist das bitte?
    Kannst du dir eigentlich vorstellen, dich mal nicht zu wiegen? So für ein paar Tage wenigstens? Ich weiß ja und kenne das auch von mir selber, dass wir unsere Laune meist daran festmachen. Was aber würde passieren, wenn du sie einfach mal Waage sein lässt und ohne dein Gewicht zu wissen in den Tag startest? Dann müsstest du deine Laune an etwas anderem festmachen. Vielleicht an dem Wetter, vielleicht an einer Unterhaltung mit einer Freundin, vielleicht auch an einer Note, die du in der Schule bekommst. Einfach an einer Sache, an denen die meisten anderen ihre Laune festmachen.

    Hier kommt jetzt noch eine Umarmung weil ich denke, dass du das brauchst. Und weil ich dich trösten möchte. Stell es dir bitte noch einmal vor, stell dir meine Körperwärme und den Druck der Umarmung vor.

    Ich mag dich, Maike.

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    1. Zu dem Kommentar mit dem Bilder hochladen: Ich finde, du solltest das nicht machen. Habe jetzt schon öfter gelesen, dass Leute geschrieben haben, du würdest nicht anorektisch aussehen, obwohl du es deinem BMI nach auf jeden Fall bist.
      Ich kenne das von mir selber, dass ich solche Aussagen immer als Versagen meinerseits aufgenommen habe. Dass ich anscheinend immer noch "dick" bin und man mich nicht ernst nimmt. Vielleicht kennst du solche kranken Gedanken auch..? Sorge mich nur etwas, falls du jetzt wirklich aktuelle Bilder hochladen möchtest.

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